Harnwegsinfektionen


©absolutimages/fotolia
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Frauen und Mädchen sind einem erhöhten Risiko von Harnwegsinfektionen ausgesetzt. Dies liegt unter anderem an einer deutlich kürzeren Harnröhre als beim Mann, aber auch anderen anatomischen Besonderheiten. Fast jede Frau kennt die typischen Symptome einer Blasenentzündung, Brennen beim Wasserlassen, häufiger und kaum zu unterdrückender starker Harndrang sowie ein unangenehmes Gefühl im Unterbauch. Während eine akute Blasenentzündung durch rechtzeitige Behandlung schnell geheilt werden kann, ist die Therapie einer chronischen Entzündung oft sehr langwierig. In beiden Fällen gilt: eine frühzeitige Behandlung führt schneller und sicherer zum Erfolg. 

Häufigkeiten und Ursachen


Während wir im Schnitt pro Tag ca. 10-15 Patientinnen mit einer Blasenentzündung in unserer Praxis behandeln, kommt die Nierenbeckenentzündung glücklicherweise deutlich seltener vor. Wie bereits erwähnt wurde, sind spezielle anatomische Eigenschaften der weiblichen Harnwege mitverantwortlich für die Häufigkeit dieser Erkrankungen. Durch die kurze und gerade Harnröhre der Frau gelangen die Keime einfacher in die Harnblase und können dort eine Entzündung verursachen. Selbstverständlich können Erreger auch aus anderen Entzündungsherden im Körper über die Blutbahn in die Harnwege einwandern. Zusätzliche Stresssituationen wie Unterkühlung, operative oder invasive diagnostische Maßnahmen, Nieren- und Blasensteine sowie Urinabflussstörungen können mitbeteiligt sein. Auch das Fehlen weiblicher Hormone nach der Menopause kann die Abwehrsituation der Blase gegenüber Keimen verschlechtern. Infolge häufiger oder dauerhafter Entzündungen können sich dann im Körper Abwehrzellen bilden, welche die eigene Harnblasenschleimhaut angreifen und den Reizzustand unterhalten.

Beschwerden


Die akute Blasenentzündung (Zystitis) macht sich durch brennende Schmerzen beim Wasserlassen, häufigen Harndrang, gelegentlich auch sichtbare Blutbeimengungen im Urin und gelegentlich Fieber bemerkbar. Manchmal können die Beschwerden nicht eindeutig angegeben werden.Die Patienten empfinden ein "unangenehmes Gefühl/Druckgefühl im Unterbauch oder auch Dammbereich".  Alle oben angegebenen Beschwerden können gleichzeitig aber auch einzeln auftreten.

Von einer chronischen Zystitis sprechen wir, wenn Blasenentzündungen mehr als  zwei- bis dreimal im Jahr auftreten, oder aber die Beschwerden ständig vorhanden sind.

Breitet sich die Entzündung bis in den Harnleiter aus,kann eine Nieren- oder Nierenbeckenentzündung entstehen. Diese zeigt sich in einem ausgeprägten Krankheitsgefühl. Fieber mit Schüttelfrost und Rückenschmerzen können bei dieser ernsthaften Erkrankung zusätzlich auftreten.

Diagnostik


Aufgrund der typischen Beschwerden wird in der Regel die richtige Diagnose schnell gestellt. Zur weiteren Abklärung erfolgt natürlich eine Urinuntersuchung mit Identifizierung der Bakterien und ihres Resistenzverhaltens gegenüber bestimmten Medikamenten, dies geschieht in unserem eigenen  Labor. Das gibt uns die Möglichkeit,die sofort eingeleitete Therapie schnellstmöglich zu optimieren.

Bei einer chronischen Blasen- oder Nierenentzündung ist zusätzlich eine Ultraschalluntersuchung erforderlich, dadurch können wir mögliche Ursachen wie Nierensteine, einen Stau der Nieren, Blasenentleerungsstörungen oder auch Tumoren rechtzeitig erkennen. Manchmal ist ergänzend eine Blasenspiegelung erforderlich, um weitere diagnostische Erkenntnisse zu erhalten.

Behandlung


Eine unkomplizierte Blasenentzündung kann bei frühzeitiger Diagnose häufig ohne Antibiotikum behandelt werden. Hier setzen wir Arzneimittel ein, welche den Urin ansäuern und somit den Keimen die Vermehrung erschweren. Auch pflanzliche Präparate können in diesem frühen Stadium der Erkrankung erfolgreich sein. Ausgeprägtere Blasenentzündungen oder Nierenentzündungen erfordern in der Regel den Einsatz eines Antibiotikums. Insbesondere bei Mitbeteiligung der Nieren kann eine verzögerter Behandlung bis zur lebensbedrohlichen Sepsis (Verschleppung der Keime in die Blutbahn) oder zur Entwicklung einer chronischen (dauerhaften) Entzündung führen.

Bei Zystitis ohne Bakteriennachweis hat sich eine Instillationstherapie der Harnblase (Einbringen eines Medikaments in die Blase durch einen Katheter) in 50 % der Fälle als hilfreich erwiesen. Auch hier können bestimmte Formen von Phytotherapie (pflanzlicher Behandlung) eine dauerhafte Besserung verschaffen

Vorbeugung


Die wichtigste Maßnahme ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens 1,5 l am Tag, zusätzlich kann nach der Behandlung eines Infektes eine Phytotherapie angeschlossen werden.

Auch eine Impfung gegen Harnwegsinfektionen ist möglich. Sie wird gut vertragen und gewährleistet in vielen Fällen langjährige Beschwerdefreiheit.